Massenhafte Flugverbindungen nach Griechenland sind heute – abgesehen von Corona-Spitzenzeiten – eine Selbstverständlichkeit. Und im Lande selbst werden 36 Flughäfen von Linienmaschinen bedient. Um 1935 war das noch ganz anders. Der deutsche Wissenschaftler und Philhellene Hans Schumacher hat das in seinem 1937 erschienenen, vom Nationalsozialismus nahezu unberührten Werk >Das neue Hellas< exakt beschrieben. Die 1931 gegründete staatliche Fluggesellschaft >Ikaros< hatte damals nach seinen Worten das Monopol. Sie besaß sieben Junkers-Verkehrsflugzeuge, ihre sechs Piloten waren zum Teil Deutsche. 1935 beförderte sie 8.730 Passagiere, 307 t Fracht und Gepäck sowie 15,9 t Post. Immerhin 414 000 Flugkilometer wurden 1935 geflogen. Zwei Routen wurden betrieben: Von Athen über Thessaloniki nach Drama und von Athen über Agrinio nach Ioannina.. “Der Flugdienst vollzieht sich mit bemerkenswerter Regelmäßigkeit und Sicherheit. Seit der Gründung 1931 ist ein Unfall nicht zu verzeichnen“, bemerkt der Autor.
Iraklio auf Kreta wurde übrigens erst ab 1939 von Athen aus angeflogen – mit der legendären Junkers Ju-52. Maschinen dieses Typs waren ein Jahr später auch maßgeblich an der deutschen Luftlandeoperation auf Kreta beteiligt…
Tatoi, wo auch der Sommerpalast der griechischen Könige stand, war damals Athens Flugplatz. „Heute schon ist dieser Flughafen ein Knotenpunkt ersten Grades auf der Karte des internationalen Luftverkehrsnetzes“, stellt Schumacher weiter fest. Die niederländische KLM landete hier auf ihrer Route von Amsterdam nach Batavia im heutigen Indonesien zwischen. Die britische Imperial Airways nutzte Athen als Zwischenstopp auf dem Weg von London ins südafrikanische Johannesburg und zum australischen Brisbane, die polnische LOT auf der Strecke von Warschau nach Lod (damals: Lydda) im heutigen Israel und eine italienische Airline auf dem Weg von Brindisi nach Haifa.
Air France wählte für seine Langstreckenflüge von Paris bis nach Hanoi andere Zwischenlandeplätze. Da man Wasserflugzeuge auf dieser Strecke einsetzte, waren die Häfen von Korfu und Kastellorizo Zwischenlandeplätze. Geflogen wurde ja nur tagsüber; in Kastellorizo konnten die Passagiere an Land übernachten. So kam die Insel zu ihrem Spitznamen "Klein-Paris".
Die Deutsche Lufthansa flog Athen an. Im Sommer ging es mit Lufthansa täglich außer sonntags in zehn Stunden von Berlin über Wien, Budapest, Belgrad und Sofia und Thessaloniki. Da beschwere sich heute noch einer über Umsteigeflüge nach Griechenland…
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qeNtfPNC (Sonntag, 18 September 2022 04:27)
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